Mittwoch, 25. April 2012

22.04.2012 - 24.04.2012: Notaufnahme - Teil 1

Vorgestern hatte ich meinen letzten Tag in der Kardiologie. Und ich finde es soooo schade, dass es vorbei ist... Seit meiner Famulatur in Hamburg habe ich mich darauf gefreut wieder in die Notaufnahme zu können und jetzt würde ich echt gern tauschen und auf der Kardio bleiben. Aber das kann ich leider nicht ändern, weshalb ich jetzt 7 Tage im Spätdienst (=15.00 - 22.00 Uhr) auf dem Notfall arbeite.

Tag 1: Ein sehr ruhiger Tag heute. Ich stelle mich erstmal den Ärzten vor und werde geflissentlich ignoriert. Na das fängt ja super an... Eine Stunde später und meine Mit-Uhu Katrin kommt zum Dienst. Auch sie stellt sich vor, auch sie wird kaum beachtet. Nachdem es ihr zweiter Notaufnahme-Block, macht sie mich darauf aufmerksam, dass es wohl meistens so ist. Dabei ist die Notaufnahme nichtmal wirklich voll... Naja, was solls, wenigstens hocke ich nicht allein in der Gegend herum.
Als endlich mal ein Patient kommt, hefte ich mich natürlich gleich an die Fersen des Arztes. Wir sehen uns den Patienten an, er stellt alle Fragen, er untersucht (der Versuch wenigstens mitzuauskultieren ist zwecklos). Als er auf dem Weg nach draußen ist, bekomme ich endlich was zu tun: „komplettiere doch die Familien- und Sozialanamnese“. Mensch was bin ich wichtig...
Einige Stunden später kommt ein Patient mit einer allergischen Reaktion zu uns. Allergologie, davon habe ich einigermaßen Ahnung und ich darf sogar allein zum Patienten. Was ist denn jetzt kaputt? Hat man etwa bemerkt, dass ich mehr kann als dekorativ rumsitzen?
Der Fall ist denkbar unspektakulär. Der Patient hat nach einer ZahnOP ein Antibiotikum zur Endokarditisprophylaxe bekommen und daraufhin zwei Tage später „Ausschlag“ bekommen. Lustigerweise, war der gute Mann schon beim Hausarzt, der ihn mit allem versorgt hat was man in dem Fall brauchen könnte (Antihistaminika, etwas gegen den Juckreiz) und er nur keine Lust hat bis Dienstag (da hätte er den Termin beim Dermatologen) zu warten. Get out of my ER!!
Natürlich können wir ihn nicht einfach rausschmeißen, vorher braucht er nämlich einen Brief. Am Computer erwartet mich das Grauen: Effloreszenzenlehre. Meine Kenntnisse hier reichen gerade so um einen Pickel von einem Erythem zu unterscheiden. Wenn es darum geht ein makulopapullöses Exanthem von einem morbiliformen zu unterscheiden bin ich mit absoluter Sicherheit nicht die Person die man fragen sollte.
Das wichtigste was ich aus dem Dermatologie-Unterricht mitgenommen habe ist: „Es ist rot und es juckt? Kortisoncreme draufschmieren. Nachdem auch der Assistenzarzt mir auch nicht wirklich weiterhelfen konnte, habe ich das Lehrbuch bemüht. Schließlich sollte der Hausarzt sich bei einem Brief aus der Uniklinik wenigstens erwarten können, dass man hinbekommt die Effloreszenzen richtig zu klassifizieren. Fazit: der Patient hatte ein stammbetontes, konfluierendes makulo-papullöses Exanthem. Schlussendlich haben wir den Patienten mit einem Brief wieder nach Hause geschickt, therapiert hatte ihn ja bereits jemand anders. Wenigstens habe ich was über Derma gelernt...

Tag 2: Das Highlight des Tages war die Frage: „Kannst du denn schon Anamnese?“. Dazu stelle man sich den Tonfall vor, in dem man einen 2jährigen fragt ob er denn schon auf‘s Töpfchen gehen kann. Habe brav bewiesen, dass ich in den 12 Semestern Medizinstudium nicht nur geschlafen habe.

Tag 3: Aus Depression und aufgrund der akuten Langeweile gestern, bin ich heute Morgen in aller Herrgottsfrühe zu den Kardiologen in den Herzkatheter geflüchtet. Die haben mich wenigstens lieb und vermissen mich. Nach zwei Myokardbiopsien und einem Herzkatheter ging‘s mir besser. Wissbegierde für den Tag ist erstmal akut gestillt. Nachdem ich den Tag in der Stadt verbracht habe, bin ich um 15 Uhr brav zum Dienst angetreten. Er hat mit einer leeren Tafel begonnen, er hat mit einer leeren Tafel aufgehört. Eigentlich hätten wir uns alle einen schönen Tag am See machen können...

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